Kognitive Umstrukturierung

Kognitive Umstrukturierung steht für psychologische Techniken zur Identifi­zierung und Veränderung ungünstiger Gedanken und Einstellungen. Im Zusammenhang der Entspannungspädagogik geht es darum, festzustellen, was für Gedanken und Einstellungen ich habe, die einer guten Entspannung und Stressbewältigung im Wege stehen – und diese Gedanken und Einstel­lungen wenn möglich zu verändern.

Dabei wird davon ausgegangen, dass jede Situation kognitive Prozesse (Gedanken) in Gang setzt, die spezifische Gefühle (etwa Angst) und Ver­halten (etwa Herzklopfen und Rückzug aus der Situation) auslösen. Diese kognitiven Prozesse können sich je nach Person aufgrund ihrer gene­tischen Ausstattung, mehr noch ihrer Vorerfahrungen und daraus gebilde­ten Grundeinstellungen sowie der subjektiv vorhandenen Bewältigungs­möglichkeiten stark unterscheiden. Was der eine Mensch als interessante Herausforderung ansieht und freudig angeht, macht dem anderen Angst und löst einen Rückzug mit anschließender depressiver Stimmung aus.

Sehr wichtig sind nach diesem Konzept Grundannahmen und Einstellun­gen zu sich selbst sowie gegenüber seiner Umwelt. Wir alle haben sie, und sie sind sehr sinnvoll, um sich nicht fortdauernd mit unseren Möglichkeiten neu in der Welt zurechtfinden zu müssen. Sie sind die Grundlage für unser Selbstkonzept.

Obgleich sie durchaus meist auf eigenen Erfahrungen basieren, müssen sie aber nicht unbedingt hilfreich sein. Meist sind sie starr und übergene­ralisieren früher einmal gemachte Erfahrungen (oder Erzählungen anderer Menschen). Und sie werden für unbedingt wahr gehalten, auch solche, die zumindest aktuell offensichtlich ungünstig sind.

Doch sie lassen sich verändern.

Solche Einstellungen und Grundannahmen führen in einer konkreten Situation zu automatischen Gedanken, die uns meist unbewusst bleiben (zum Beispiel: „Spannend, denen werd ich es zeigen!“ oder: „Das kann ich nicht!“). Über diese automatischen Gedanken färben Einstellungen und Grundannahmen nicht nur unsere Wahrnehmung und unsere Einschätzung von Situationen, sondern auch unser Denken, unsere Gefühle und unser weiteres Verhalten.

In der Verhaltenstherapie wird über den Dialog eine Identifizierung und Veränderung von Grundannahmen und Einstellungen erreicht. Hilfsmittel kann etwa die Fünf-Spalten-Technik sein (nach Beck und Mitarbeitern):

Wir tragen auf einem Blatt Papier in der ersten Spalte die Situation ein (das Ereignis, auch etwa eine Erinnerung), in der zweiten den automa­tischen Gedanken dazu (mit Ausmaß der geschätzten subjektiven Richtig­keit 0-100%), in der dritten die Gefühle (jedes mit Ausmaß des Gefühls 0-100%), in der vierten einen alternativen rationaleren Gedanken (mit Aus­maß der subjektiven Richtigkeit 0-100%), in der fünften Spalte das Ergeb­nis (Ausmaß der subjektiven Richtigkeit des automatischen Gedankens 0-100%, Ausmaß des Gefühls jeweils 0-100%).

Aus der Kognitiven Umstrukturierung borgen wir uns etwas für unsere Themen der Entspannung und Stressbewältigung. Denn Entspannung kann durch ungünstige Grundannahmen sehr erschwert oder gar unmög­lich gemacht werden (Grundannahmen: „Nur wenn ich arbeite, bin ich etwas wert“ oder: „Ich darf nicht an mich selbst denken“ oder: „Ich muss alles sofort und zu 100 Prozent erreichen“). Wir beschränken uns auf zwei Arbeitsblätter: „Identifizierung von Hindernissen der Entspannung“ und „Überdenken eigener Ansprüche und Erwartungen“.

(Literatur zur ausführlichen Beschäftigung mit kognitiver Umstrukturierung etwa: Franzis­ka Einsle & Katrin V. Hummel (2015): Kognitive Umstrukturierung. Techniken der Verhal­tenstherapie. Weinheim: Beltz.)

 


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